— Der Inventing Room!

Raketenregen

Der 29C3 war mein neun­ter Con­gress in Fol­ge. Er war, auf zwei ver­schie­de­nen Ebe­nen, für mich ziem­lich gut und ziem­lich schlecht. Noch nie habe ich mich auf einem Con­gress so unwohl gefühlt, gleich­zei­tig noch nie so vie­le neue Leu­te ken­nen­ge­lernt. Die Orga, die Tech­nik, die Loca­ti­on, die Talks, die Assem­blies, alles super­toll, und dar­auf bezieht sich auch die Kri­tik, die ich noch anzu­brin­gen habe, ganz und gar nicht.

Die Fra­ge ist für mich, wel­chen Stel­len­wert tat­säch­lich vor­kom­men­de Vor­fäl­le wie eine sexis­ti­sche Mode­ra­ti­on, die Redu­zie­rung von Frau­en auf kopf­lo­se Kör­per oder das Hacken von Asher Wolfs Blog für ver­schie­de­ne Anwe­sen­de haben.

Für die Mehr­heit (wür­de ich ver­mu­ten) sind sol­che Vor­komm­nis­se, sofern sie bemerkt wer­den, Klei­nig­kei­ten. Selbst wenn man sie unschön fän­de, befle­cken sie die gesam­te Ver­an­stal­tung nicht. Sie haben den Stel­len­wert eines zer­bro­che­nen Tel­lers einer Groß­kü­che: Pas­siert, fällt aber nicht ins Gewicht. Ver­lust von einem Pro­mil­le.

Für vie­le ande­re Men­schen, und da schlie­ße ich mich ein, haben die­se Vor­fäl­le ein ande­res Gewicht. Sie sind der Cho­le­ra-Ein­zel­fall auf dem Kreuz­fahrt­schiff oder die Hun­de­ka­cke am Saum vom Hoch­zeits­kleid: Das unschö­ne Tau­sends­tel macht die Gesamt­si­tua­ti­on gefähr­lich oder uner­träg­lich.

Leu­te, die ich sehr schät­ze, sind dem 29C3 von vorn her­ein fern­ge­blie­ben, haben sich dort sehr unwohl gefühlt und/oder sind gleich frü­her abge­reist. (Da hilft auch kein Hin­weis, dass es vor 10 Jah­ren noch viel schlim­mer war.) Mir ist klar: Das will ich nicht. Ich füh­le mich dem Con­gress ver­bun­den und konn­te daher auch nicht anders, als noch auf der Ver­an­stal­tung selbst eine Klä­rung und Pla­nung anzu­schie­ben. Dass zu die­sem soge­nann­ten #policc­cy-Tref­fen rund 100 Anwe­sen­de erschie­nen, zeigt mir, dass ein tat­säch­li­cher Hand­lungs­be­darf besteht.

Ich hof­fe sehr, dass aus dem Hick­hack und der Wut der letz­ten Tage eine kon­struk­ti­ve Situa­ti­on für die Pla­nung und Durch­füh­rung des 30C3 ent­steht. Ich bin jeden­falls dazu bereit, mit mei­ner Zeit und mei­nen Ide­en einen Bei­trag dazu zu leis­ten. Der CCC ist kein homo­ge­nes Gebil­de: Ich habe meh­re­re unschö­ne Aktio­nen „hoch­ran­gi­ger“ Mit­glie­der erlebt, in glei­cher Wei­se aber auch mit lang­jäh­ri­gen Orga-Mit­glie­dern gere­det, die mei­ne Beden­ken weit­ge­hend tei­len. Die­se Posi­tio­nen müs­sen wir stär­ken.

Noch zwei Sät­ze zu den Cree­per Move Cards: Die inten­dier­te Wir­kung wur­de ver­fehlt und ich bin mitt­ler­wei­le auch nicht mehr davon über­zeugt, dass die Akti­on in die­ser Form eine gute Idee war. Ich hof­fe, dass in den lau­fen­den und noch kom­men­den Dis­kus­sio­nen die Kar­ten-Akti­on und das grö­ße­re Anlie­gen (näm­lich, dass der Con­gress ein Pro­blem mit Sexis­mus hat) getrennt von­ein­an­der behan­delt wer­den. Die not­wen­di­ge Dis­kus­si­on steht jetzt im Raum und da ist es mir rela­tiv egal, ob sie durch eine gelun­ge­ne oder nicht gelun­ge­ne Akti­on dahin gelangt ist.

Mein Bauch­weh wäh­rend des und nach dem 29C3 lässt sich grob so ein­tei­len:

Lagerbildung und Ausgrenzung

Vie­le wur­den nicht müde, ein „wir hier“ und ein „die da“ auf­zu­bau­en: „Ihr kommt hier her zu uns und macht…“ warf ein Orga-Mit­glied der Flau­sche­ria vor. Die Ver­ein­nah­mung der Mehr­heit für die eige­ne Mei­nung hal­te ich ange­sichts des star­ken und beson­ders geschätz­ten Indi­vi­dua­lis­mus in der Hacker­kul­tur für falsch.

Der Con­gress besteht aus Men­schen, ohne sie wäre er nur ein lee­res Gebäu­de mit bun­ten Schein­wer­fern. Es gibt hier nur die „Basis“, aus der sich Frei­wil­li­ge mel­den, um sich auf ver­schie­de­ne Arten zu betei­li­gen, kei­ne Hier­ar­chie. Mit den Zie­len und dem Selbst­bild des Clubs kön­nen sich alle sicher zu gro­ßen Tei­len iden­ti­fi­zie­ren, aber nicht immer wäh­len sie die­sel­ben Metho­den der Umset­zung. Nie­mand soll­te sich anma­ßen, auf­grund der eige­nen Mei­nung die­se Grup­pe der Hacker_innen in „wir“ und „ihr“ zu unter­tei­len.

Am Ende der erwähn­ten Dis­kus­si­on stand eine schlaue Fra­ge von fasel an das Orga-Mit­glied: „Wer wirft dich raus, wenn du dich dane­ben benimmst?“

Fehlende Solidarisierung

Wäh­rend des Con­gres­ses gab es meh­re­re Aus­sa­gen von anwe­sen­den Hacke­rin­nen auf Twit­ter und in län­ge­ren Tex­ten, dass sie sich auf dem Con­gress (immer) sehr wohl gefühlt hät­ten und kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung erlebt oder mit­be­kom­men hät­ten. Dar­über soll­te man sich sicher freu­en und dar­an auch kei­nen Zwei­fel äußern.

Was ich hier aber ver­mis­se, ist die feh­len­de Soli­da­ri­sie­rung mit Men­schen, die nicht so viel Glück haben. Das klingt für mich zu sehr nach „Selbst schuld“, einem der per­fi­des­ten Mecha­nis­men der Unsicht­bar­ma­chung von gesell­schaft­li­chen Pro­ble­men. „Ich bin eine Frau und ich wur­de nicht beläs­tigt, daher müs­sen sol­che Vor­fäl­le indi­vi­du­el­le Grün­de haben“ ist ein fata­ler Fehl­schluss.

Das ist kein sel­te­nes Phä­no­men: Es gibt genug erfolg­rei­che Frau­en, die behaup­ten, Femi­nis­mus sei unnö­tig und es müs­se sich jede halt selbst durch­set­zen — man selbst habe es ja auch geschafft.

Außer­dem soll­te es klar sein, dass Aus­sa­gen wie „ich füh­le mich hier 100% sicher“ Applaus von den fal­schen Leu­ten bekom­men. Die­se Sät­ze wer­den näm­lich immer wie­der gern als Beweis geführt, dass Opfer von Dis­kri­mi­nie­rung sich irren müs­sen.

Daher wür­de ich mir wün­schen, dass Hackerinnen/Hacksen, die sich beim Con­gress wohl füh­len, dar­an mit­ar­bei­ten, die­se Situa­ti­on für alle her­zu­stel­len.

Paternalismus

Die Mit­glie­der des CCC las­sen sich nicht ger­ne von ande­ren sagen: Ver­trau uns, wir machen das schon. Das macht sie miss­trau­isch und an die­sen Stel­len in Gesell­schaft und Poli­tik set­zen sie mit not­wen­di­ger Kri­tik an. Einer Obrig­keit, einem Kon­troll­organ blind zu ver­trau­en, käme nicht in Fra­ge.

Inso­fern mutet es sehr merk­wür­dig an, wenn Frank Rie­ger in der Abschluss­ver­an­stal­tung genau das in der Cau­sa Awa­reness for­dert: Lasst uns mal machen, wir küm­mern uns. Die Leu­te, die das Hacker-Jeo­par­dy wegen der sexis­ti­schen Mode­ra­ti­on ver­las­sen haben, ver­trau­en der Orga ganz sicher nicht. Und wenn man einer Instanz nicht ver­traut, nimmt man (allein aus Selbst­schutz) die Sachen selbst in die Hand. Wenn das nicht Hack­ti­vis­mus ist, was dann?

Gleich­zei­tig wird deut­lich, dass es unmög­lich ist, auf einem öffent­li­chen Podi­um in der Rol­le eines CCC-Spre­chers eine pri­va­te Aus­sa­ge zu tref­fen: Frank hat­te zu den Cree­per Cards gesagt, es sei sei­ne per­sön­li­che Mei­nung, dass „wir so etwas nicht brau­chen“. In der Zusam­men­fas­sung auf hei­se online wird dar­aus der offi­zi­el­le Stand­punkt des Clubs. Ich bin rela­tiv sicher, dass Frank das dort nicht rich­tig­stel­len wird.

Außenwirkung

Pro­ble­ma­tisch fand ich den Hin­weis beim Policc­cy-Mee­ting, das ein öffent­lich­keits­wirk­sa­mes Auf­re­gen über Vor­fäl­le, etwa bei Twit­ter, eine nega­ti­ve Außen­wir­kung auf den Con­gress haben könn­te. Die Ver­an­stal­tung kön­ne schlech­ter rüber­kom­men, als sie sei und dadurch sogar Leu­te vom Besuch abhal­ten.

Das macht mich sau­er: Wenn ich mich schlecht füh­le, ist mir so etwas Abs­trak­tes wie Außen­wir­kung wirk­lich egal. Die Auf­for­de­rung kommt mir viel zu nah an Din­ge wie Selbst­zen­sur, „hab dich mal nicht so“ und Intrans­pa­renz. Im CCC ist man dage­gen immer ganz vor­ne mit dabei, sich über Medi­en­fails und Leaks ande­rer Orga­ni­sa­tio­nen lus­tig zu machen.

Es ist sicher kei­ne ein­fa­che Auf­ga­be für die Con­gress-Orga, sich par­al­lel zu einer Ver­an­stal­tung auch noch mit deren Außen­wir­kung aus­ein­an­der zu set­zen und sou­ve­rän auf Beschwer­den und Debat­ten zu reagie­ren. Hier um der schö­nen Ver­an­stal­tung wil­len aber um Beherr­schung zu bit­ten, wird nicht funk­tio­nie­ren.

Eingestehen eigener Fehler

Din­ge, die ich gehört habe: Wir haben kein Pro­blem. Es ist doch schon viel bes­ser gewor­den, was denn noch? Wir küm­mern uns drum. Wenn man auf eine Hacker­kon­fe­renz kommt, muss man damit rech­nen. Wir haben eine Poli­cy.

Din­ge, die ich gern noch öfter hören wür­de: Wir haben ein Pro­blem, und wir wol­len es lösen. Es ist bes­ser gewor­den, aber noch nicht gut genug. Wir wür­den uns ger­ne dar­um küm­mern, bit­te helft uns dabei. So etwas soll­te auf einer Hacker­kon­fe­renz nicht pas­sie­ren. Wir müs­sen unse­re Poli­cy bes­ser durch­set­zen.

Ausblick

Ich wür­de ger­ne eine Debat­te zu all dem sehen. In den Hacker­spaces, im Club, in den Medi­en und zwi­schen uns allen. Und ich wür­de mich freu­en, wenn das Ergeb­nis nicht nur ein bes­se­rer Con­gress in Form eines siche­ren 30C3 wür­de, son­dern auch dort vor Ort wei­ter dis­ku­tiert wür­de. Was bedeu­tet das Selbst­ver­ständ­nis von Hacker_innen? Wo muss man anset­zen, um Räu­me sicher zu gestal­ten? Wie geht man mit Men­schen um, die dem ent­ge­gen­wir­ken wol­len?

Am Ran­de habe ich erfah­ren, dass die quee­ren Anwe­sen­den bei einem Mee­ting dar­über gespro­chen haben, 2013 selbst eine Assem­bly (oder meh­re­re) zu bil­den, um bes­ser sicht­bar zu sein und eine siche­re Anlauf­stel­le zu haben. Das freut mich sehr. Ich hof­fe auch, dass ich mit mei­nem Wunsch, das Awa­ren­ess­team auf dem 30C3 deut­lich sicht­ba­rer zu machen, Erfolg habe.

Einer der bes­ten Tweets wäh­rend des 29C3 kam von Lot­te, die die­ses Mot­to für den 30C3 vor­schlug:

Mein Mottovorschlag für den 30c3: Shooting the messenger.

Das bezieht sich natür­lich auf das Gefühl, das vie­le wäh­rend des Con­gres­ses hat­ten: Pro­ble­ma­tisch sei­en nicht sexis­ti­sche Vor­fäl­le, son­dern die­je­ni­gen, die dar­auf hin­wei­sen.

Ich hal­te das, Sar­kas­mus hin oder her, für eine sehr gute Idee mit Signal­wir­kung und genau auf der Linie der Kon­gress­the­men: 2013 wird über Wiki­leaks ver­han­delt, das The­ma Whist­leb­lo­wing ist nicht durch. Auch der CCC und die Hacker­com­mu­ni­ty stand und steht für die Offen­le­gung von uner­wünsch­ten Machen­schaf­ten oft in der Kri­tik, obwohl sich die Empö­rung gegen die eigent­li­chen Ver­ur­sa­cher rich­ten soll­te. Als fol­low-up zu „Not my depart­ment“ (oh the iro­ny) könn­te ich mir kein bes­se­res Mot­to als „Shoo­ting the mes­sen­ger“ vor­stel­len.

Links

Ergänzungen seit Veröffentlichung

30 comments
  1. P. says: 1. Januar 201316:47

    Ein­ge­ste­hen eige­ner Feh­ler“

    Macht ihr da auch mit oder gilt das nur für die Ande­ren?

    • philip says: 1. Januar 201317:32

      Ich spre­che für mich, daher weiß ich nicht so ganz, wer „ihr“ oder „die Ande­ren“ sein sol­len. Sie­he das, was ich unter „Lager­bil­dung“ geschrie­ben habe.

  2. Bernd says: 1. Januar 201317:03

    > […] die Redu­zie­rung von Frau­en auf kopf­lose Kör­per

    Bit­te lesen sie http://mirromaru.tumblr.com/post/39382307717/oh-teh-drama-or-why-i-stickered-a-naked-headless

    • philip says: 1. Januar 201317:11

      Hab ich gese­hen. Klingt nicht sehr pro­blem­be­wusst.

  3. map says: 1. Januar 201317:20

    Mei­ne tiefs­te Bewun­de­rung für so viel Hoff­nung.

  4. joerandom says: 1. Januar 201317:32

    Pro­ble­ma­tisch sei­en die­je­ni­gen, die dar­auf hin­wei­sen“ — das wür­de ich so tat­säch­lich unter­schrei­ben. Aller­dings ganz und gar nicht wegen den Hin­wei­sen als sol­ches, und daher fin­de ich auch den Mot­to­vor­schlag nicht son­der­lich tref­fend. Ich wage zu behaup­ten, dass die meis­ten, wenn nicht sogar alle, auf dem Con­gress ein Inter­es­se dar­an haben, dass sich jeder/jede dort wohl fühlt.
    Bit­te ver­su­che Dich doch ein paar Minu­ten in die ande­re Sei­te, um das mal pola­ri­sie­rend so zu nen­nen, her­ein­zu­ver­set­zen. Da ist eine Ver­an­stal­tung, auf die sich vie­le das gan­ze Jahr über freu­en, unfass­ba­re Ener­gie und Zeit in Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung ste­cken, und die für sie durch­aus eine Art „Safe Space“ dar­stellt, ein Ort, in dem sie nicht der komi­sche Nerd sind, son­dern unter ihres­glei­chen, ein Fami­li­en­tref­fen, bei dem man sich end­lich nicht recht­fer­ti­gen muss.
    Und nun kommt da eine Grup­pie­rung daher, und legt den Fin­ger in eine Wun­de: Dass sich eben nicht jeder dort wohl fühlt, dass es Aspek­te gibt, die angrei­fen und aus­gren­zen. Natür­lich trig­gert das erst Abwehr­re­ak­tio­nen und Unver­ständ­nis — ins­be­son­de­re, weil ich mir fast sicher bin, dass den meis­ten Anwe­sen­den das Pro­blem nicht bewusst ist. Hier wäre es wesent­lich hilf­rei­cher gewe­sen, erst ein­mal das Pro­blem zu ver­deut­li­chen, und vor allem auch kon­struk­ti­ve Lösungs­vor­schlä­ge auf­zu­zei­gen, statt mit mehr oder weni­ger glück­lich for­mu­lier­ten Kar­ten einen papier­ge­wor­de­nen Mit­tel­fin­ger in die Run­de zu wer­fen.
    Ich für mei­nen Teil glau­be daher auch, dass auch die Vor­fäl­le bei Hacker Jeo­par­dy zunächst ein rei­ner Aus­druck von einer gewis­sen Hilf­lo­sig­keit waren, die sich dann gewal­tig hoch­ge­schau­kelt haben (Wo defi­nitv auch bei­de Sei­ten dazu bei­getra­gen haben). Es ist doch durch­aus was wah­res an der Fra­ge, wie man denn sinn­voll vor­ge­hen soll, wenn man einer­seits eine gesun­de Hete­ro­ge­ni­tät der Teil­neh­mer her­stel­len will, ande­rer­seits aber eben gera­de nicht nach Geschlecht oder ähn­li­chen Merk­ma­len vor­ge­hen soll. Statt eines rote Kar­ten Sturms wäre da ein „Hey, so und so geht das bes­ser“ viel hilf­rei­cher — und offen gesagt, ich für mei­nen Teil weiss nicht, wie man das poli­tisch kor­rekt tun soll­te.

    Ich glau­be, die Zie­le und Wün­sche der meis­ten Teil­neh­mer des Con­gress sind sehr ähn­lich. Nur ist in der Dis­kus­si­on bis­lang der ein­zi­ge Erfolg, dass sich alle betei­lig­ten Par­tei­en hoch­ge­schau­kelt haben, und auf ihren Maxi­mal­po­si­tio­nen ein­ge­gra­ben haben. Das ist natür­lich ein super Image­ge­winn für die jewei­li­ge Ziel­grup­pe, ob das nun der Applaus zu Franks State­ment auf der Abschluss­ver­an­stal­tung oder das gegen­sei­ti­ge Hoch­flau­schen auf Twit­ter ist. Aber der Sache dien­lich wäre es doch viel mehr, wenn man sich gegen­sei­tig zuhört, und erklärt — viel mehr erklärt, als man das in der eige­nen Fil­ter­bub­ble sei­nes per­sön­li­chen Umfelds müss­te. Gemein­sam, für einen tol­le­ren Con­gress.

    tl;dr: Ich bin mit dem Pro­blem wirk­lich etwas über­for­dert — ich habe den Ein­druck, dass man es als „midd­le class white male“ in die­ser The­ma­tik nie­mals rich­tig machen kann, und am bes­ten ein­fach die Klap­pe hält, und in die ande­re Rich­tung schaut. Was es aber doch defi­nitv nicht sein kann, oder?
    Ich wäre tat­säch­lich sehr dank­bar, weni­ger far­bi­ge Kar­ten, und dafür mehr kon­struk­ti­ve Anlei­tun­gen und Lösungs­vor­schlä­ge zu sehen. Ganz ernst­haft. Dan­ke.

  5. zoomy says: 1. Januar 201318:01

    Ich habe eine Anmer­kung zur ‚Außen­wir­kung‘. Mich hat es geär­gert, dass so eini­ge auf Twit­ter die Ver­an­stal­tung zur no go-area für Frau­en* erklärt haben. Vor­wie­gend auch noch von Men­schen die nicht auf Kon­gress waren. Und dann wird Wider­spruch gegen das schie­fe Bild kon­se­quent als Mar­gi­na­li­sie­rung derer, die sich nicht wohl gefühlt haben gewer­tet und nicht etwa als Wunsch nach Ver­hält­nis­mä­ßig­keit. Und nein, nie­mand muss des­halb gleich ‚nett‘ sein, ewig etwas erklä­ren oder gar sich selbst zen­sie­ren.

    Ansons­ten kann ich dir nur zustim­men und dei­ne Beschrei­bung ent­spricht wie ich mich auf dem Kon­gress gefühlt habe. Dan­ke.

  6. romold says: 1. Januar 201318:13

    Das Queer-Tref­fen auf dem #28c3 war so frucht­bar. Ich hof­fe, dass jetzt nicht die­ses Zwangs Öffent­lich Sicht­bar sein zum tra­gen kommt. Ich fin­de das uner­träg­lich. Lei­der war ich die­ses Jahr nicht da und hät­te mich ger­ne an den Dis­kus­sio­nen wie­der betei­ligt.

  7. Enno Lenze says: 1. Januar 201321:33

    Dan­ke für den Blog­post. Grob zu mei­ner Sicht: Ich kom­me seit 1997 zum Con­gress und sehe fast nie Vor­trä­ge, lese kein Pro­gramm. Ich möch­te dort Leu­te tref­fen und Spaß haben. Und ich mag den sar­kas­ti­schen Umgang mit­ein­an­der. Vie­le Leu­te dort sind klas­si­che dis­krim­nier­ba­re: Dick, komisch, nicht der Norm ent­spre­chend, irgend­wie die , die in der Schu­le Außen­sei­ter waren oder zumin­dest gewe­sen sein könn­ten. Die­se machen sich oft (zumin­dest in mei­ner Peer­group dort) über ein­an­der lus­tig. Das mag ich. Ande­re könn­ten das als Dis­kri­mi­nie­rung sehen. Nun ist die Fra­ge: Macht jeder, was er mag par­al­lel, oder ver­sucht einer dem ande­ren sein Wer­te­sys­tem (oder wie man es nen­nen mag, man möge die­ses Wort aus Erman­ge­lung eines bes­se­ren nicht auf die Gold­waa­ge legen) auf­zu­drü­cken. Das klas­si­che, vor­herr­schen­de Sys­tem bekommt man zwangs­läu­fig auf­ge­drückt wenn man dort ist. Nun kamen Leu­te dazu die sagen „hey, das passt uns nicht“, was ja auch ok ist. Aber der Ton macht die Musik.

    Zum ande­ren: Von dem Poli­cy­tref­fen lese ich hier das ers­te mal. Auch wenn ich davon gewusst hät­te wäre ich kaum hin gegan­gen. War­um auch? Ich will dort Freun­de tref­fen und Spaß haben. Wer hin­ge­hen will um Poli­cy tref­fen zu machen kann das ja auch ger­ne. Aber ich sehe mich nciht in der Pflicht dem nach zu kom­men. Genau so wenig wie man dort zum Löt-Grund­kurs muss oder einen Cock­tail trin­ken.

    Den Kar­ten ste­he ich Neu­tral gegen­über: Wer meint sie benut­zen zu wol­len soll das tun, wer nicht, der nicht. Ich habe sie ken­nen gelernt, weil Leu­te im Kreis stan­den und sich reih­um wegen jedem Spruch eine gaben oder nicht gaben oder sich über angeb­li­che Dis­kri­mi­nie­rung oder Anti-Dis­kri­mi­nie­rung lus­tig machen. Das war etwa 99% der Reak­tio­nen, die ich auf die Kar­ten sah. auf die Fra­ge was die Kar­ten denn sol­len, wuss­te nie­mand so rich­tig was. Anruf beim ATeam und Info­desk brach­ten Ant­wor­ten wie „Hat jemand mit­ge­bracht, kei­ne Ahnung“. Bei der Flau­sche­ria sag­te man mir es gin­ge um Sexis­mus, sei ja aber hin­läng­lich bekannt und sol­le ich im Wiki lesen oder die Leu­te fra­gen, die das genau­er machen. Wer das (also im Sin­ne von natür­li­chen Per­so­nen) war konn­te man mir dort auch nicht sagen. Also war es mir dann auch rela­tiv egal. Aber ich den­ke man ist als Mit­brin­ger in der Bring­schuld so etwas sinn­voll ein­zu­füh­ren. Auch war auf den Kar­ten kei­ner­lei hin­weis mit wem man dar­über reden soll, wenn man Fra­gen hat.

    Am Ende geht es ja aber eigent­lich um die Dis­kri­mier­ten. Wer fühlt sich war­um dis­kri­mi­niert und was kön­nen wir dage­gen tun? Dass die­se Fra­ge immer und immer wie­der behan­delt wer­den muss ist aber auch jedem klar den­ke ich. Auch in mei­ner wei­ten peer­group gab es auf dem Con­gress 8auch in den letz­ten 15 Jah­ren) kei­ne Zwei­fel dar­an. Also woll­te ich wis­sen was für Fäl­le da kon­kret auf lau­fen. Also geht es vor­nehm­lich um Sexis­mus, um Fem­den­feind­lich­keit, um Spra­che oder Hand­lun­gen usw. Wie soll ich mit bekom­men, ob ich jeman­den ver­se­hent­lich Dis­kri­mi­nie­re, wenn ich die Fäl­le um die es geht nicht ken­ne? Mit Twe­na von den Haeck­sen habe ich vor 2000 wil­de Diksus­sio­nen gehabt, aber wir führ­ten sie live und lan­ge und am Ende habe ich ver­stan­den, was sie will. Es tut mir im nach­hin­ein immer noch Leid, dass ich sie Rich­tung Wahn­sinn trieb, aber es hat auch mir viel gebracht.

    Auf dem Con­gress und auch danach konn­te mir nie­mand einen ein­zi­gen Fall nen­nen. Ich gehe nicht davon aus, dass es kei­nen Gab, da ja min­des­tens 2 Leu­te vom Con­gress flo­gen. Aber war­um genau? Und was waren die Fäl­le, für die man (ernst­haft) eine Kar­te bekam? Ich bekam ant­wor­ten wie „Dass weiß jawohl jeder“ oder ich sol­le man nach Defcon11 goog­len. Die Def­con Fäl­le ken­ne ich, aber ich frag­te ja nach die­sem Con­gress.

    Zum ande­ren habe ich kei­ne Ahnung wer mir die Kar­te gab weil er Spaß dran hat­te und wer, weil er/sie sich dis­kri­mi­niert fühl­te. Ich habe am Ende fast 40 Kar­ten mit unter­schied­li­chen Far­ben gehabt.

    Wenn nun aber so vie­le Leu­te ein neu­es Sys­tem nicht anneh­men, dann kann man ent­we­der dar­auf schimp­fen, wie doof die alle sind oder man kann sich über­le­gen, ob bei der Ein­füh­rung des Sys­tems Feh­ler gemacht wur­den. Die Leu­te die ich dort ken­ne sind weder doof noch dis­kri­mi­nie­ren sie absicht­lich. Sie sind eher sehr Freund­lich, aber haben oft den Anfangs beschrie­be­nen komi­schen Humor, der bei Neu­li­gen nicht immer so ankommt.

    Was mich mas­siv ärgert ist, dass ein­zel­ne den Ein­druck enste­hen las­sen eine Frau kön­ne sich kaum auf den Con­gress trau­en. Ich ken­ne hau­fen­wei­se Frau­en da (nicht zuletzt Erz­engel und Pro­jekt­lei­tung) die sich ziem­lich vor­ge­führt vor kom­men, wenn sie dort Ehren­amt­lich ein tol­les Event hin­stel­len, sel­ber Frau­en sind, und dann Leu­te sagen: „Aber als Frau kann man da nicht hin!“. Das ist ein­fach falsch. Jede Frau kann dort sicher hin. Die Fra­ge ist ob man mit den Leu­ten vor Ort klar kommt und ob man das Event mag. Und das ist eine ganz gene­rel­le Fra­ge. Ich gehe auch auf vie­le Events nicht, weil mir die Leu­te vor Ort nicht gefal­len oder weil sie mei­nen Berufs­stand mit der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät in Ver­bin­dung brin­gen („Con­tent­ma­fia“) oder ähn­li­ches. Das kommt auch vor, den­noch wür­de ich da nie­man­dem unter­stel­len, dass die Leu­te mich aktiv aus­gren­zen oder es unsi­cher für mich ist. Es gibt bei 6 Mil­li­ar­den Men­schen auf der Welt ein­fach unter­schied­li­che Men­schen und das kann man schlecht nivel­lie­ren.

    Gruß, Enno

  8. martl says: 2. Januar 201300:04

    Schö­ner Kom­men­tar von Enno, auch was du Phil­ip sagst ist größ­ten­teils rich­tig. Und der Punkt ist wirk­lich: Der Ton macht die Musik.

    Ich glau­be schon, dass der CCC sehr kri­tisch auch gegen­über eige­nem Han­deln und Den­ken ist
    (ich erwäh­ne hier nur z.B. die Maß­nah­me, am 22c3 das Rau­chen im Con­gress-Gebäu­de „abzu­stel­len“ oder auch die Nazi-Debat­ten in Ham­burg oder der Aus­schluss und Wie­der­ein­tritt von open­leaks-DDB), wo wir auch vor gro­ßen Ent­schei­dun­gen stan­den und trotz­de­min­ner­halb von rela­tiv kur­zer Zeit (weni­ge Mona­te) eine rela­tiv gute Lösung gefun­den wur­de.

    Aber wenn der CCC sich gegen die­se Kar­ten aus­ge­spro­chen hat, sie dann aber trotz­dem von „Feig­lin­gen“, die sich nicht nen­nen wol­len, mit­ge­bracht und wahl­los ver­teilt wer­den, ohne Kon­zept, ohne Rück­grat vom Orga­ni­sa­tor, dann ist das ein­fach dumm.

    Sich dann noch hin­zu­stel­len wie es eben auch in mei­nem Blog getan wur­de und zu behaup­ten „ja nur weil IHR die kar­ten doof fin­det geben WIR euch gleich rote“ (Quel­le: http://neuberlinerin.wordpress.com/2012/12/29/creeper-cards/#comment-157)

    Das ist auch ein Beweis dafür, dass das ange­spro­che­ne WIR / IHR haupt­säch­lich von den Benut­zern der roten Kar­ten gesagt wird. Ich habe mei­nen ers­ten Blog­ein­trag zu dem The­ma unter der Annah­me geschrie­ben, es käme tat­säch­lich von der CCC Orga, und ich sehe mich als Teil des CCCs.

    FAZIT: Wenn man die Cree­per Cards ordent­lich ein­ge­führt HÄTTE (in Abstim­mung mit der Orga oder eben wenn man denn unbe­dingt meint in Eigen­re­gie), UND wenn man die Cards SELBST ordent­lich ver­wen­den wür­de, also z.B. erst eine gel­be vor der roten geben wür­de (im Hacker Jeo­par­dy z.B.), DANN hät­te der CCC auch nicht so extrem reagiert.

    Just my 2 cent.

    • philip says: 2. Januar 201300:44

      Dan­ke für dei­nen Kom­men­tar — der CCC hat sich mei­nes Wis­sens nach aber nicht gegen die Kar­ten aus­ge­spro­chen, und mir wird auch nicht klar, war­um du Leu­te als „Feig­lin­ge“ bezeich­nest, die die Kar­ten ange­kün­digt haben. Da ist sicher in der Kom­mu­ni­ka­ti­on eini­ges schief gelau­fen, aber die Akti­on ist ja nicht geheim gelau­fen oder so, sie­he http://www.pledgebank.com/creepermovecards. Sie lagen bei der Assem­bly „Flau­sche­ria“ aus und dort konn­te man auch durch­ge­hend Leu­te antref­fen, die dafür zustän­dig waren.

      So oder so — dis­ku­tie­re die Kar­ten-Akti­on doch lie­ber auf dei­nem eige­nen Blog: In mei­nem Arti­kel habe ich die Sache ja nicht umsonst sehr knapp gefasst und für mich abge­hakt. Das The­ma immer wie­der hin­ein­zu­tra­gen, obwohl man eigent­lich nach vorn gerich­tet dis­ku­tie­ren könn­te, hal­te ich per­sön­lich für ver­schwen­de­te Mühe.

      Abge­se­hen davon wäre ich etwas spar­sa­mer mit Wor­ten wie „Beweis“, das klingt doch arg nach Ver­schwö­rung.

  9. […] know if I’ll find the time and ener­gy to add to this dis­cus­sion via this blog, but go and read Phil­ips post (in Ger­man). Like Anne men­tio­ned during the poli­cy-mee­ting: I would be gre­at to have at least one […]

  10. Helga says: 2. Januar 201300:45

    @martl: Die Kar­ten waren mit der Orga vor­her als Akti­on der Flau­sche­ria abge­spro­chen.

  11. martl says: 2. Januar 201301:23

    Es ist auch egal ob die CCC-Orga jetzt zuge­stimmt hat oder nicht (wie ich oben schon geschrie­ben habe), trotz­dem wur­den bei Ein­füh­rung der Kar­ten SEHR VIELE FEHLER GEMACHT UND DAS BLEIBT DUMM.

    Ich sehe nun zum 1. Mal den Kick­star­ter-Auf­ruf, das macht eini­ges kla­rer. „Feig­lin­ge“ sage ich, weil ich von den Leu­ten, die die­se Kar­ten bezahlt haben, bis vor 5 Minu­ten nie ein „ja wie warens“ und 2. ein Ein­ge­ständ­nis ihres Ein­füh­rungs-Fails gese­hen habe…

    Zu den Benut­zern der Kar­ten: Man kann ja wohl nicht mit zwei­er­lei Maß mes­sen und tun als wär man der Moral­apos­tel, aber sich selbst nicht an die „Regeln“ hal­ten, dazu zäh­le ich auch den kor­rek­ten Umgang mit den Kar­ten (ich wie­der­ho­le mich ger­ne: beim Hacker Jeo­par­dy z.B. erst­mal ne gel­be Kar­te zu geben).

    Eine Ent­schul­di­gung von bei­den „Grup­pen“ sehe ich mehr als ange­bracht. Ich wer­te dei­nen Ein­trag als eine Ent­schul­di­gung Dei­ner­seits, dan­ke. Zur Kri­tik­fä­hig­keit gehört halt auch mal, das zuzu­ge­ben und nicht nur immer die Feh­ler bei ande­ren zu suchen.

    Noch was zu Bewei­sen:
    Ich bin es müde immer nur Anschul­di­gun­gen oder Teil­wahr­hei­ten zu lesen/hören, kei­ner hat irgend­ei­ne kon­kre­te Ahnung wem jetzt wirk­lich irgend­was Schlim­mes auf dem 29c3 pas­siert ist und ich ver­su­che mir ein objek­ti­ves Bild davon zu machen (sie­he Enno http://ennolenze.de/diskriminierung-29c3/786/). Die bis­her erwähn­ten „Tür-Auf­hal­ten-Rote-Kar­te“, „Hacker-Jeo­par­dy-Rote-Kar­ten“ und Blog­ein­trä­ge von Leu­ten, die nie/nicht auf dem Kon­gress waren, wür­de ich jetzt auch nicht als stich­hal­tig ein­stu­fen. Der Blog­kom­men­tar
    http://neuberlinerin.wordpress.com/2012/12/29/creeper-cards/#comment-157 dage­gen ist auf jeden Fall authen­tisch und stich­hal­tig.

    Lg
    Mar­ti­na

  12. classless says: 2. Januar 201303:13

    Ich fin­de es erschüt­ternd, daß wei­ter­hin so vie­len nicht klar zu sein scheint, wozu sol­che Kar­ten gut sind und daß sie prin­zi­pi­ell jede dabei­ha­ben und jeman­dem geben kann, ohne daß sowas „ordent­lich ein­ge­führt“ wer­den müß­te.

    Es han­delt sich nicht um ein geschlos­se­nes Sank­ti­ons­sys­tem, son­dern um eine Not­wehr­maß­nah­me unter den Bedin­gun­gen von Unver­ständ­nis und man­geln­den Alter­na­ti­ven. Die Idee ist doch schlicht, den offen­sicht­li­chen Scheiß, von dem jemand betrof­fen ist, nicht stän­dig immer wie­der erklä­ren zu müs­sen.

  13. […] Phil­ip Stef­fan zum 29C3 Bir­git Ryd­lew­ski zum 29C3 Clau­dia Kili­an zum 29C3 Asher Wolf über sys­te­ma­ti­sche Miss­stän­de […]

  14. André says: 2. Januar 201312:40

    Okay, zwei Din­ge.

    Num­mer 1:

    Von dei­nen Ein­gangs­bei­spie­len für pro­ble­ma­ti­sche Vor­fäl­le ent­pup­pen sich min­des­tens zwei bei nähe­rem Hin­se­hen als Reak­ti­on auf die Aus­ga­be der Kar­ten. Hat jemand Zwei­fel dar­an, dass das The­ma Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en beim Hacker­jeo­par­dy ohne die Kar­ten ver­mut­lich nicht her­vor­ge­ho­ben wor­den wäre? Genau­so war die kopf­lo­se Frau eine mehr oder min­der geschmack­vol­le Kri­tik an den Kar­ten, letzt­lich ja eigent­lich egal, ob von einer Frau oder einem Mann ange­bracht.

    Und von hier kommt auch die Stoß­rich­tung der Kri­tik. Zuerst wird eine Maß­nah­me ein­ge­führt, die Unfrie­den stif­tet, und dann wer­den eini­ge Vor­fäl­le, die eine Reak­ti­on auf die­se Maß­nah­me sind zum Beweis her­an­ge­zo­gen, dass man offen­sicht­lich recht hat­te sie durch­zu­füh­ren. Inso­fern ist „Shoo­ting the Mes­sen­ger“ wenn man ehr­lich ist nicht zutref­fend. An „Shoo­ting the Cata­lyst“ glau­be ich auch nicht, wäre aber zumin­des­tens mal näher an der Wahr­heit.

    Das Iro­ni­sche ist, dass die­se Äpfel(farbenen Kar­ten) der Zwie­tracht von Eris per­sön­lich nicht bes­ser hät­ten zum Ein­satz gebracht wer­den kön­nen.

    Num­mer 2:

    Natür­lich gibt es ein „Wir“, weil es immer ein „Wir“ gibt. Weil es immer Men­schen gibt, die sich schon ken­nen, die Erin­ne­run­gen und Insi­der­wit­ze, kom­pa­ti­ble Men­ta­li­tät und Wer­te mit­ein­an­der tei­len. Die­ses „Wir“ ist zwar selbst in den kon­ser­va­tivs­ten Grup­pie­run­gen im Fluss, aber doch nie voll­kom­men ohne Aus­tausch­träg­heit. Es gibt einen Unter­schied zwi­schen „wir schlie­ßen dich prin­zi­pi­ell aus“ und „du musst zu uns pas­sen“. Die­sen Unter­schied soll­te man wür­di­gen.

    • philip says: 2. Januar 201313:11

      Bin unklar, ob ich lachen oder wei­nen soll. Wenn dir, wie du durch­schei­nen lässt, bereits der Ansatz eines Bewusst­seins für All­tags­se­xis­mus fehlt, ist es wirk­lich schwer, bei der Dis­kus­si­on mit­zu­ma­chen.
      Die Kar­ten rufen kei­nen Sexis­mus her­vor. Sie sind kei­ne Akti­on, son­dern eine Reak­ti­on bzw. Reak­ti­ons­mög­lich­keit für die­je­ni­gen, die von Beläs­ti­gung betrof­fen sind. Es ist ja nicht so, dass auf den vor­he­ri­gen Kon­gres­sen Aktio­nen wie die von mir ange­pran­ger­ten nicht statt­ge­fun­den hät­ten.

  15. philip says: 2. Januar 201313:15

    Kurz noch was zur Kom­men­tar­po­li­tik: Bis­lang schal­te ich noch alles frei, was ohne Belei­di­gung oder offen­sicht­li­che Trol­lerei aus­kommt, auch dann, wenn ich ande­rer Mei­nung bin oder mich fra­ge, was die Ant­wort mit mei­nem Text zu tun hat.

  16. André says: 2. Januar 201314:11

    Hmm, du musst schon genau lesen. Ich habe nicht behaup­tet, dass die Kar­ten Sexis­mus her­vor­ge­ru­fen son­dern „Unfrie­den“ gestif­tet haben. Die bei­den Vor­fäl­le, die ich ange­spro­chen habe, sind als Ergeb­nis die­ses Unfrie­dens ent­stan­den und wären ohne die Kar­ten nicht auf­ge­tre­ten. Nun will ich gar nicht in Abre­de stel­len, dass in die­sen Reak­tio­nen dann auch Sexis­mus zu Tage tre­ten kann. Obwohl man auch hier im Detail dis­ku­tie­ren könn­te, was ich aber nicht will. Es ist nun­mal etwas ande­res Vor­fäl­le auf dem Con­gress zu doku­men­tie­ren und der Gemein­schaft anschlie­ßend den Spie­gel vor­zu­hal­ten („mes­sen­ger“) oder eine Akti­on durch­zu­füh­ren, die selbst ein Kli­ma schafft, in dem laten­ter Sexis­mus zu Tage tritt („cata­lyst“) und an letz­te­rem die Bewer­tung der Ver­an­stal­tung auf­zu­hän­gen. Mein zurück­hal­ten­des Ange­bot ist also des­halb der Ver­gleich mit einem Kata­ly­sa­tor, weil der etwas beschleu­nigt, was auch ohne ihn lang­sam oder in gerin­gem Maße abläuft.

    Der Con­gress ist genau des­halb offen, weil es kei­ne Gesin­nungs­kon­trol­le gibt. Und wenn eine Bring­schuld sei­tens der Ver­an­stal­ter exis­tiert, dann sicher­lich nicht, dass nur Leu­te mit der rich­ti­gen Ein­stel­lung dort­hin­kom­men, son­dern dass es eine Umge­bung gibt, in der die Teil­neh­mer sich sicher füh­len und ihre Ein­stel­lun­gen über­prü­fen kön­nen. Ich erken­ne auch an, dass die Kar­ten ein Ver­such waren dazu bei­zu­tra­gen. Aber sie haben mit Blick auf die Rezep­ti­on des Vor­gang eher das Gegen­teil bewirkt.

  17. Power Plant says: 3. Januar 201302:44

    was ist flau­sche­ria?

    der con­gress war mal tech­nik ori­en­tiert — das ver­kommt zu einem ideo­lo­gen­tref­fen — der jede grup­pe ihre agen­da sau­ber durch­zie­hen will

    spass am gerät“ stand mal im vor­der­grund

    macht was eige­nes — und stellt euch dann den pro­ble­men

  18. Balu says: 3. Januar 201310:25

    Hmm, wann ist etwas ein per­so­en­li­ches gefuehl oder Wahr­neh­mung und ab wann ist es ein „objek­ti­ves“ Pro­blem? D.h. Wel­che for­mu­lie­rung ist o.k. Aber viel­leicht der ein oder ande­ren / dem ein oder ande­ren zu direkt/sexistische/beleidigend? Bei Beleidigungen/ Her­ab­set­zun­gen gibt es ein per­sön­li­ches befin­den, dass emp­find­li­cher sein kann als das der all­ge­mein­heit und trotz­dem wird denen nicht zuge­stan­den neue Stan­dards bzgl. Belei­di­gung zu set­zen. Wo ist die­se Gren­ze bei sexis­ti­sches Bemer­kun­gen? jeder hat da eine ande­re Schwel­le, ab der sei etwas schlimm fin­det … Daher sind auch aus­sa­gen wie “ es gibt kein Pro­blem“ durch­aus rich­tig — aus deren Sicht. ist das erlaub­te Niveau immer das, was dem emp­find­sams­ten der anwe­sen­den gera­de nicht zu wider ist? Die “ Norm“ ist immer ein Mit­tel­wert, d.h. Man­che wer­den sich belei­digt füh­len, ande­ren ist es viel zu harm­los. Wer defi­niert die­se Norm? Nur die, die sich drü­ber auf­re­gen, d.h. die mit der meis­ten media­len Auf­merk­sam­keit? … Zwei­fel blei­ben …

  19. Helmuth says: 3. Januar 201311:17

    Phil­ip, dan­ke für dei­nen Blog­post.

    Das Hacker­jeo­par­dy hat­te kla­ren Sexis­mus. Ich wür­de es per­sön­lich in die Kate­go­rie „ein­fach nur dumm“ ein­ord­nen; aber ich bin auch kein Opfer von Sexis­mus, und wenn Frau­en es als schwer­wie­gen­der ein­stu­fen wol­len dann haben sie Recht. Und wenn ein Mode­ra­tor das nicht ver­steht, selbst wenn er dar­auf hin­ge­wie­sen wird, dann ist das dop­pelt-dumm.

    Auf die Fra­ge „ja was hät­te er denn tun sol­len“: wenn ich als Mode­ra­tor die Frau­en-Quo­te erhö­hen will dann wäh­le ich unter den Bewer­bun­gen bevor­zugt eine Frau und sag‘ nix dazu. Kei­ne Frau will als „Quo­ten-Frau“ hin­ge­stellt wer­den, und das Dar­über-reden macht genau das.
    Und falls (falls!) ich wirk­lich als Mode­ra­tor kei­ne ein­zi­ge Bewer­be­rin sehen wür­de, dann kann ich viel­leicht noch sagen „ich will jetzt nicht sexis­tisch wir­ken, aber zur Aus­ge­gli­chen­heit wür­de ich ger­ne eine Frau als Kan­di­da­tin sehen. Gibt es Bewer­bun­gen?“. Oder ich lass‘ es blei­ben, wenn ich mich unsi­cher füh­le.
    In der Hin­sicht ein Vor­schlag (der CCC braucht sicher kei­ne, aber…): ein Gen­der-Schu­lungs­an­ge­bot für Mode­ra­to­ren, Vor­tra­gen­den und allen die in der Außen­wir­kung als „das CCC“ gese­hen wer­den könn­ten. Auf frei­wil­li­ger Basis, denn Zwang hilft hier nicht, aber stark bewor­ben.

    Debat­te in den hacker­spaces: Meta­lab in Wien macht da mit, und in dem Sin­ne fin­de ich es toll, dass es zu den Vor­fäl­len gekom­men ist. Da kommt dann viel zum Vor­schein wo manch einer gedacht hät­te „das Pro­blem gibt es ja bei uns eh nicht“. Die­se Sexis­mus-Dis­kus­si­on ist immer auf­hel­lend, und sie macht die Plät­ze, die — so hof­fe ich wenigs­tens — für Frau­en schon zu den siche­re­ren gehö­ren noch bes­ser.

  20. classless says: 3. Januar 201311:37

    Ich den­ke auch unbe­dingt, das Pferd bzw. die San­da­le war und ist schuld.

  21. Rocket rain | Der Inventing Room! says: 4. Januar 201300:25

    […] by Nói­rín Plun­kett for Ada Initia­tive. Ger­man ver­sion (inclu­ding links to others‘ blog posts and several […]

  22. […] Inven­ting Room! war auf dem Hacker*innenkongress 29C3 und muss­te dort mit eini­gen Ismen kämp­fen. Im anschlie­ßen­den Bei­trag erklärt er*, war­um sol­che […]

  23. Links (6) | sanczny says: 7. Januar 201308:23

    […] Hacker, Sexis­mus und alles Bei @philipsteffan gibt’s einen Rund­um­schlag zum 29c3. Er berich­tet, wie für ihn der Con­gress gleich­zei­tig ziem­lich gut und ziem­lich schlecht war. Der Inven­ting Room: Rake­ten­re­gen. […]

  24. […] Phil­ip Stef­fan zum 29C3 […]

  25. […] Ste­fan (http://blog.philipsteffan.de/2013/raketenregen/) über Soli­da­ri­sie­rung, Pater­na­lis­mus und […]

  26. Linkgebliebenes 7 « kult|prok says: 15. Januar 201317:19

    […] das hier ist der Aus­putz, also: Ganz all­ge­mein, anek­do­ta­ler Gegen­ent­wurf, noch mehr Ein­drü­cke, dann ein Blick eines Schwu­len auf Femi­nis­mus, die Replik, dann braucht es eine inklu­si­ve­re […]

Submit comment