Gedanken zum Arbeiten, Teil 1
Moin. Ich habe heute auf dem Heimweg gemerkt: Ich habe immer wieder halbe Blogbeiträge und Ideen im Kopf, davon vergesse ich zwar 2/3 wieder, aber den Rest sollte ich vielleicht einfach mal aufschreiben. Immer darauf zu warten, bis sich mal die Zeit findet, einen ganzen, durchdachten Artikel zu schreiben — da kommt ja nie was bei raus. Also einfach drauflos tippen. So schnell landet man dann doch wieder beim privaten Bloggen, Tagebuch-Style, aber was soll’s.
Ich bin jetzt einen Monat in Hannover. Ich habe irgendwie noch nicht viel von der Stadt mitbekommen. Die Wochenenden war ich bisher immer noch unterwegs, die Abende habe ich mit diversen Sachen gefüllt: Erledigen von Restsachen, die noch vom Juli übrig waren. Planen, was ich wann von wo nach wo fahren muss, was ich kaufen muss. Herausfinden, wo ich einkaufe, wie meine Wege sind und wie lange das alles dauert. Und mich erholen.
Denn das muss ich sagen: Ein fester Job kostet deutlich Zeit. Das klingt so selbstverständlich und naiv, aber es ist wie bei vielen Dingen: Sich theoretisch Gedanken machen ist schön und gut; mitreden geht aber dann doch einfacher, wenn man eine Situation selbst mal erfährt.
Schlimm ist das nicht: Die Arbeit macht Spaß, ich werde gut behandelt und habe das Glück, mich nicht für mein Geld kaputt arbeiten zu müssen. Und dennoch: Die 8 Stunden Arbeit sind mit Hin- und Rückwegen inklusive Einkaufen in Wahrheit 10. Und auf eine Art ist es tatsächlich anstrengend: Wenn ich nach Hause komme, ist mein Kopf erst mal voll (oder leer, je nach Sichtweise). Und der Tag ist sozusagen vorbei, je nach Feierabend ist noch eine Stunde Sonne und Luft drin, oder halt auch nicht.
Und das ist schon etwas ganz anderes als selbstbestimmt etwas zu tun: Sogar bei möglicherweise gleicher Arbeitszeit unterschied sich mein selbstständiges Leben deutlich. Da konnte ich schon einmal an einem Tag spontan viel oder wenig (oder gar nichts machen). Am Ende sollte ich natürlich das geschafft haben, was ich mir vorgenommen hatte. Wenn das beinhaltete, erst mal nach dem Frühstück den halben Tag Freizeit zu haben und dann lieber Abends zu arbeiten, war das auch okay.
Spät kommen oder früh gehen oder mal eine Pause machen ist dank Gleitzeit und flacher Hierarchien bei meinem Job auch kein Problem, es wird nur trotzdem die Ausnahme. Wenn die Sonne noch so scheint — was bis zum Abend fertig sein muss, muss halt gemacht werden.
Um dem „Ach!“ aller regelmäßig Lohnbeschäftigten zu entgegnen: Das ist, wie oben gesagt, mir auch alles theoretisch bekannt gewesen. Aber bei aller Vorstellungskraft kann ich jetzt erst sagen, wie es sich anfühlt. Und in dieser neuen Situation verändert sich tatsächlich der Blick auf die nudelessenden Berliner Slacker_innen und ihre vermeintlichen Freiheiten.
Genau diese Perspektive fehlt oft vielen Menschen, die sich derzeit (oft lautstark) im Netz Gedanken über neue Formen des Arbeitens machen oder sich über diese vermeintlich alte Form des Arbeitens ironisch zu Tode amüsieren. Deswegen Danke für den Text.
Wenn wir von deinen eigenen Erfahrungen noch flache Hierarchien, gute Behandlung und sinnvolle Arbeitsinhalte abziehen, haben wir beinahe die Lebensrealität der Mehrheit.
Und wie verändert sich da die Perspektive auf die Slacker_innen eigentlich genau? Und wen meinst Du damit, bzw. sind damit die von Geldproblemen weniger geplagten Beurfsjugendlichen gemeint oder Menschen auf Hartz 4? Oder wer ganz anders? Ich kann mit der Eingrenzung ‚nudelessende‘ wenig anfangen.
Und warum ‚vermeintliche‘ Freiheiten? Du hast doch eigentlich gerade beschrieben, dass dein selbstständiges Leben tatsächlich freier war.